Grenzgang.
Welche Identitäten bringt dieses Wort mit sich?
Setzen wir über – ins Englische und wieder zurück.
Wir können Grenze mit border übersetzen: Als border ist die Grenze der Ort des Übergangs von einer Sache zu einer anderen. Vom Gewöhnlichen zum Ungewöhnlichen. Vom Legalen zum Verbotenem. Vom Sein zum Schein. Die Grenze zeigt den Unterschied zwischen zwei Seiten auf und sorgt gleichzeitig für ihre Trennung. Sie markiert den Unterschied, indem sie ihn herstellt. Das bedeutet, dass die Grenze sowohl Symbol als auch Produzent des Unterschiedes ist. Im Menschen können Grenzen diverse Gefühle auf einmal hervorrufen: Zum Beispiel Zugehörigkeit und Einsamkeit, Neugier und Angst oder Lust und Paralyse.
Die Grenze ist auch eine frontier. Wie border steht frontier ebenfalls für den Übergang des Einen zum Anderen – allerdings mit einer etwas unterschiedlichen Qualität. Spätestens seit den Zeiten der Expansion europäischer Siedler auf dem nordamerikanischen Kontinent in Richtung Westen steht frontier für das Neue und dessen Eroberung. Zwar macht dem Grenzgänger das Neue Angst, weil es immer die Möglichkeit des Todes beherbergt. Jedoch ist es im gleichen Zuge mit der Hoffnung auf Leben oder ein besseres Leben verbunden. Aus der Perspektive des Grenzgängers symbolisiert die frontier die Bewegung nach Vorne, die Erweiterung, die Expansion.
Wenn border der Umbruch ist, ist frontier der Aufbruch. Während border Unterschiede markiert, bezeichnet frontier die Erfahrung, das Erleben und die Vereinnahmung des Unterschiedes.
Sicher ist der Grenzgang ein walk entlang der border beziehungsweise die Bewegung hin zur frontier. Fassen wir Gang aber als gear auf, wird der Grenzgang zum Modus. Der Grenzhänger ist dann keine Person, sondern ein Zustand, in den diejenige Person verfällt, die dem Drang nachgibt zu einer Grenze zu schreiten oder diese zu erweitern.